20. Dezember 2016

Märchen des Alltags.

Mä̱r·chen
Substantiv [das]

1. eine überlieferte Erzählung mit einer einfachen Handlung, die besonders für Kinder verständlich ist und die oft eine bestimmte Moral ausdrückt.

2. eine unglaubwürdige Geschichte.
    Synonyme: Lügenmärchen, Story

Je älter man wird, desto mehr stellt man das Weltbild, welches einem vorgelebt wird, infrage. Irgendwann ist bei den kleinen Menschen der Punkt erreicht an denen sie merken, den Osterhasen gibt es nicht. Sie finden heraus, den Weihnachtsmann gibt es auch nicht. Zahnfee gibt es nicht. Und den Sandmann auch nicht! So klein sie noch sind, die Enttäuschung ist groß. Sie wurden betrogen. Die Erkenntnis darüber schlägt hart zu und es ist ein erschütterndes Gefühl zu merken, dass all das, wovon du von klein auf überzeugt warst, nicht stimmt.

Mit der Zeit wird man erwachsen und ist davon überzeugt Märchen wie 'der Weihnachtsmann' sind Schnee von gestern! Man sagt sich 'Ich bin jetzt erwachsen, ich weiß, wie der Hase läuft!'. Aber der Hase läuft nicht, er hoppelt. Und manchmal hinkt er auch ganz schön! Niemals verliert man auch nur einen Gedanken daran, dass womöglich doch noch ein Märchen - eine erfundene Figur - in dem eigenen Weltbild verankert sein könnte. Als kleiner Mensch ist man darüber erschüttert, wie die eigenen Eltern einem soetwas nur einreden konnten. Jetzt ist man erschüttert darüber, wie man sich selbst nur soetwas hatte einreden können.

Man hält so lange an seinen Überzeugungen fest, bis es einem völlig klar wird. Während man in seinem Weltbild gefangen ist, merkt man es nicht. Aber dann stürzt alles zusammen. Diese Wahrheit. Diese Klarheit. 
Den Osterhasen gibt es nicht. Den Weihnachtsmann gibt es nicht. Zahnfee gibt es nicht. Sandmann gibt es nicht. Und die wahre Liebe auch nicht! 
- Lügenmärchen!

»Ich habe bemerkt, die 'wahre Liebe' gibt es nicht. Und es trifft mich hart und es ist ein erschütterndes Gefühl. Ich wurde betrogen. Um die Wahrheit betrogen.« 

Und doch hören wir uns diese Märchen gerne an. Egal ob große Menschen oder Kleine. Auch wenn wir längst nicht mehr daran glauben, wir hören es uns gerne an und erfreuen uns an dem Gedanken, wie schön die Welt doch wäre, wenn diese erdachten Figuren wirklich existierten. 

Den Kindern genügt es, wenn der Vater sich Bart und Mütze zulegt. Dieses vertraute 'HO HO HO' und schon glauben sie der Weihnachtsmann existiere wirklich. Wenn man erwachsen ist, redet man sich ein diese Dinge, die man an seinem Partner störend findet, wären nicht so wichtig - wären nicht existent. Man redet sich ein, das muss die wahre Liebe sein. Es liegt in der menschlichen Natur das zu glauben, was man sieht. Das fällt oft leichter als das zu glauben, was man fühlt.

Und manchmal - spät abends wach - glaube ich, ein Mensch verliert niemals seine kindliche Naivität vollkommen. Teile davon gehen verloren, aber niemals ganz.  
Geschichten sind was schönes. 

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